VGC-Rendezvous 2015
VGC-Rendezvous 2015 oder : Mit dem Wohnwagen nach Holland
Im letzen Jahr bin ich ja eher zufällig beim Rendezvous des Vintage Glider Club gelandet . Das fand 2014 in Wilsche statt, und da ich dort eine wirklich gute Zeit hatte, lag es nahe, in diesem Sommer wieder eine schöne Woche mit netten Leuten und bunten Flugzeugen zu verbringen. Um es schon mal vorweg zu nehmen, das hat geklappt. Das Haupttreffen fand dieses Jahr in Terlet statt, das Vortreffen ( Rendezvous) in Venlo, einem Ort in Holland direkt an der Grenze zu Deutschland, auf der Höhe von Duisburg. Also haben Yeti und ich die SB5 und unseren alten Wohnwagen angehängt und sind nach Venlo gefahren.
Mit dem Vintage Caravan, noch dazu designed von Erich Bachem, einem ehemaligen Teilnehmer der Rhönwettbewerbe, zum Vintage Glider Treffen nach Holland.
Stilvoller geht’s wohl nicht.
Übrigens haben wir von den Holländern gelernt, dass in Holland die Deutschen in dem Ruf stehen, ständig überall mit dem Wohnwagen hinzufahren…
Die Gegend ist wirklich schön. Heidelandschaft und Kiefernwälder, alles Naturschutzgebiet, wo wir durch eine Ausnahmegenehmigung aber eine Woche campen durften.
Der Flugplatz selber hat eine bewegte Geschichte als Fliegerhorst der Nachtjäger, an einem Abend gab es einen sehr detailliert recherchierten Vortrag des Vereinsmitglieds Marcel Hogenhuis darüber.
Die Spuren der alten Bahnen kann man noch im Heidekraut erkennen, der heutige Platz liegt aber südlich des Gebietes und so direkt an der Grenze zu Deutschland, dass quasi jede Platzrunde ein internationaler Flug ist.
Hier sieht man die Startstelle im Osten, eine gemähte Begrüßung und darüber kann man die Spuren der diagonal gekreutzten Bahnen des ehemaligen Militärflugplatzes noch erahnen.
Rechts über dem Flügel der SB5 sieht man-wir sind ja in Holland- einige der wirklich zahlreich vorhandenen Gewächshauskomplexe.
Und trotzdem gab es das Gemüse hier nur einzeln in Plastiktüten verpackt. Neue Züchtung?
Zur anderen Seite der Blick nach Südosten.
Man sieht die Hänger, rechts davon die alte Flugzeughalle und im Wald die Lichtungen mit den weißen Punkten: der Campingplatz.
Nachdem wir nun also den Eriba und den Cobra erfolgreich abgestellt hatten, wurde der Abend noch genutzt um Fahrscheine zu kaufen (für Winde und F-Schlepp, fürs Abendessen und fürs Barbeque und natürlich für die Bar, denn Getränke gab es hier auf Stempelkarte.
Am nächsten Tag war ich natürlich ganz scharf aufs Fliegen, also haben wir umgehend die SB5 aufgerüstet und gewartet, ob ausser uns noch jemand kommt.
Erst mal kam ein Schauer….
Und dann, während wir schön am Ledern waren, kamen dann immer mal wieder ein paar Leutchen vorbei, so wurde schon mal viel gefachsimpelt, dummes Zeug geredet und mal wieder unser schönes Flugzeug, ebenso wie der gute Hänger gelobt.
Geflogen sind wir an dem Tag nicht mehr, da ausser mir keiner wollte, F-Schlepp wäre wohl gegangen, aber da fehlte mir die Übung.
Also, wieder schön abgerüstet und mal geschaut, wen man noch so trifft.
Ein Flieger den wir noch aus Wilsche kannten, stand bereits gerüstet vor den Hängern, in abenteuerlicher LKW-Planenabdeckung und schön mit roten Fähnchen gesichert: Johannes’ Olympia-Meise.
Auch die Hänger-Parade war wieder sehenswert. Das Quiz des ersten Abends war, zu raten, was in welchem Hänger wohl versteckt ist.
Und dann hat man schon die ersten alten Bekannten wiedergetroffen.
Shaun, der mit seinem Freund David Weekes wieder mal aus Schottland angereist war und, wenn er David nicht beim Verkauf von T-shirts und Tassen helfen musste, ständig auf der Suche war nach jemanden der ihn sein Flugzeug fliegen lässt oder wenigstens ein Bier ausgibt…
Didier aus Frankreich mit seiner Rhönlerche, die Yeti letztes Jahr schon ausgiebeig testen durfte, hatte auch wieder die lange Anreise auf sich genommen.
Dejà vu. The grin machine aus Frankreich.
Aber am nächsten Tag sollte es dann doch endlich was werden mit dem Fliegen. Es gab ein morgendliches Briefing, dann hat der Venloer Verein den Startbetrieb aufgebaut. Es gab eine 4-Trommelwinde und zwei Piper für den F-Schlepp.
Das lief alles super. Auch wenn ich die Ansage, man solle, wenn der Windenschlepp zu schnell ist, einfach mit dem Seitenruder wackeln, mit meinem Flieger nur bedingt erfüllen konnte.
Die Halle wurde ausgeräumt, und da kam nicht nur Rolfs schöner Condor 4 zum Vorschein,
sondern auch eine Gö 4, ein Grunau-Baby und dieses Gerät, um das wir am Abend vorher schon mit offenem Mund herumgeschlichen waren:
Einer meiner all-time-favourites. Jacobs-Konstruktion, Knickflügel, Mitteldecker, freitragend. Und ein Original von 1935.
Schon viel erlebt in den 80 Jahren, ein Flügel wurde mal neu gebaut, das Höhenleitwerk gehörte mal einem Rhönbussard, aber ein Original.
Ach ja. Der war wirklich beeindruckend.
Nun gut, aber wir wollten ja rüsten.
Während Davids Slingsby Skylark schon beim Rudercheck ist, steht die Ka2 aus Boberg noch unbeflügelt vor ihrem Hänger, und zwar einem nagelneuen Klappdachhänger. Manfred und Gitta waren zurecht sehr glücklich über diese Neuanschaffung.
Unser Fliegerchen war schnell zusammengesteckt, aber dann waren ja noch viele andere Maschinen zu rüsten. Zum Beispiel die Ka2 aus der Schweiz, auch diese eine Bekantschaft des letzten Jahres.
Und eine zweite SB5, von Rüdiger aus Celle.
Das war mal ganz interessant, so ein Direktvergleich. Unsere ist natürlich schöner. Und das Hängersystem hätte ich auch nicht tauschen wollen.
Jedenfalls haben wir ihm beim Stecken geholfen, ihn dann darauf hingewiesen, daß sein Hauptrad platt sei und ihm dann mit Werkzeug, Ersatzschlauch, Rumpfwagen und Rat und Tat beim Schrauben geholfen.
Und während Villabajo noch schraubt,
steht Villarriba schon am Start.
Und da stand sie dann an diesem Tag auch nicht alleine.
Es gab zwei Startstellen, eine für die Winde und eine für F-Schlepp, auf die zuvor gekauften Startmarken hat man dann seinen Namen und die Nummer des Flugzeuges draufgeschrieben, sowie die gewünschte Geschwindigkeit. Der Zettel wurde kurz vorm Start eingesammelt, und so hat die Organisation trotz hoher Startfrequenz gut funktioniert.
Ganz hinten das rotweiße Leitwerk von Didiers Ka4, davor Christians Cumulus und vor der V5 eine Slingsby Sky. Lustige Erscheinung, besonders von vorne:
Und natürlich er wieder.
Dahinter steht die schöne Ka2 vom Ith, mit Peter und Marion, die wir auch schon letztes Jahr kennengelernt hatten.
Auch einige sehr hübsche Ka6en standen hier, unter anderem eine Ka6 E von Jet aus Holland. Mit Jet habe ich mich eine ganze Weile nett unterhalten, und sie fand das ganz toll, zu hören, daß ich auch eine Ka6 habe. Da konnten wir zwei Mädels mal hingebungsvoll fachsimpeln und uns über die Vorzüge unserer Flieger austauschen. Sehr schön. Ich musste ihr versprechen, Bilder von meiner Ka6 zu schicken, wenn ich wieder zu Hause bin.
Ja, und dann konnte man einfach fliegen, jeden Tag, mal mit dem eigenen Flieger, mal mit einem anderen.
Da war es wieder, dieses wunderbare Bild voller bunter alter Flieger am Himmel.
Und natürlich er wieder. Am Boden wie in der Luft eine Augenweide.
Man konnte lange fliegen an den Tagen, ein paar mal bin ich wirklich nur deshalb um kurz nach sieben schon gelandet, weil wir ja zum Essen angemeldet waren…
Und abends hat es wirklich Spaß gemacht, die letzten Blubberbläschen auszuquetschen und einigen Leutchen zu zeigen, daß unsere SB5 doch durchaus gut dafür ist, andere Flieger auszukurbeln.. Hat André mit seiner schicken Ka8 dann doch gewurmt, und dann saß da auch noch ne Frau drin und nicht wie erwartet der Yeti…
Der ist nämlich auch mal die SB5 geflogen, und versteht jetzt noch besser, was ich so an der mag.
So ging das dann jeden Tag. Briefing, Aufrüsten, Fliegen. Wunderbar.
Auch wieder getroffen haben wir Knut, der mich letztes Jahr schon ein paar mal seine T21 hat fliegen lassen. Und da ich ihm ein bischen von meiner mangelnden F-Schlepp-Erfahrung erzählt habe, hat er das dann zum Anlass genommen, mir da mal wieder ein bischen Übung zu verschaffen. Frei nach dem Motto, wenn man das mit diesem Gerät kann, dann ist das meiste andere ein Kinderspiel.
War auch so. Anschließend hat mich dann ermutigt, doch endlich auch mal einen F-Schlepp mit der SB5 zu machen, und siehe da, alles prima. Da war für mich sehr hilfreich, und man sieht mal wieder: Reisen bildet.
Wir sind dann bei diesem Flug 1h 15 in der Luft geblieben und Thermik geflogen, am Ende wurde es doch etwas frisch. Aber wer ahnt denn sowas. Die Kiste steigt echt gut, und die Sicht ist natürlich unvergleichlich, ausser beim Kreisen auf die gegenüberliegende Kreishälfte.
Gut steigen kann übrigens auch die Skylark von David. Die durfte ich dann auch mal testen.
18 Meter Spannweite, und steigt wie ein Fahrstuhl. Nach einiger Zeit hat man sich dann auch an die Anzeigen gewöhnt, alles very british.
Das sind übrigens nicht meine, sondern Yetis Knie, denn, wie er schon so schön bemerkt hat: das Tolle an dieser Veranstaltung ist, daß auch die Helfer in die Luft kommen. Und Yeti so als alter 18-Meter-Klasse-Pilot…
Der Ellbogen musste aber leider noch rein, auch wenn es eine Slingsby ist, es ist halt keine T21. Yeti hat ihr den Namen „Steigeisen“ verpasst, dabei ist sie doch aus Holz…
Und er wieder.
An dem Abend hat mich Daniel, der den Sperber aus England mitgebracht hatte, gefragt, ob ich die Silber-C habe, und wieviel Flugstunden ich hätte, denn aufgrund der Versicherung des Vogels bräuchte man 200 h um ihn zu fliegen.
Als mir die Tragweite dieser Aussage klar wurde, fiel mir erstmal die Kinnlade runter. Mit so einem Angebot hätte ich wirklich nicht gerechnet. So ein Unikat, so ein schöner Flieger, so selten.
Die Silber-C hatte ich einige Wochen vorher mehr aus Jux mal beantragt und kurz vor unserer Reise auch erhalten.
Die Flugstunden habe ich dann abends gleich mal zusammengerechnet, aber wie ich es auch drehte und wendete, es fehlten 17 Stunden. Der Abend war gelaufen, so nah dran zu sein und dann doch nicht, das war schon hart. Und es zwar wenig, was fehlte, aber eben doch zu viel, um es in den nächsten 2 Tagen noch vollzubekommen.
Wie gesagt, der Abend war gelaufen.
Am nächsten Tag habe ich also versucht, am Sperber vorbeizugucken und habe dann erst mal meinen bereits erwähnten SB5 F-Schlepp gemacht, das hat die Stimmung dann wieder sehr gehoben.
und dann durfte ich auch in der Grin-Machine fliegen, zwei schöne Flüge mit Didier, einen von vorn, einen hinten.
Die Bremsklappen bei der Ka4 sind wirklich eher Landeabsichtsanzeiger, aber die Kiste slippt hervorragend.
Ein schönes Zubehörgerät dieses Flugplatzes will ich euch nicht vorenthalten, besonders wir Braunschweiger wussten das sehr zu schätzen:
Um mal eben schnell den Flugplatz zu verlassen, gibt es die mobile Flugplatzzaunklappleiter.
Das wäre doch auch mal was fürs Segelflugzentrum BS-Waggum, wie?
Und in noch einem Klassiker durfte ich mitfliegen. Gitta hat mir ihren Platz in der Ka2 überlassen, und während sie in der luftigen T21 platznahm, hat Manfred mich in dem schönen Flugzeug mitgenommen.
Auch wiedergetroffen haben wir einige nette Schweizer. Die hatten nicht nur die Ka2 und die wunderbare Moswey 3 im Gepäck, sondern auch die gerade frisch wiederhergestellte Spyr 4 im absoluten Sahnezustand. Eine echte Augenweide und so besonders, daß man sie wirklich mit nichts verwechseln kann. Allein dieser Übergang vom Rumpf zum Leitwerk… Und auch der Flügelgrundriss war absolut einzigartig.
Besonders amüsant fand ich, wie sie sich über ihre jeweiligen Akzente aufgezogen haben, man könne ihn ja gar nicht verstehen, mit seinem berner Dialekt und so… Ich musste mich bei allen vieren konzentrieren.
Hier warten wir übrigens gerade auf das Schleppflugzeug, was mal eben zum Tanken geflogen ist.
Abends haben ein paar Leute des Venloer Vereins uns immer gut bekocht, und es gab zu allem Apfelmus.
An diesem Abend gab es was besonderes, es war ein Imbisswagen bestellt, und dann gab es Dutch Fast Food All-you-can-eat. Man glaubt gar nicht, was man alles fritieren kann. Alles sehr lecker, aber nach der ersten Portion Fritten war ich schon so satt, daß das mit all-you-can-eat doch recht schnell ein Ende hatte.
Nach dem Essen hat mich Daniel dann noch mal angesprochen, er hätte jetzt noch mal nachgeschaut in den Versicherungsunterlagen, und da stünde als Vorraussetzung den Sperber fliegen zu dürfen: Entweder Fluglehrer oder 200 Stunden oder Silber C. Oder. Nicht und.
Der Abend war wieder gelaufen, schlafen konnte ich nicht so gut.
Für den nächsten, den letzten Tag war das Wetter nicht mehr so dolle angesagt, aber egal, wenn es nur nicht regnet, und wenn es denn nur für eine Platzrunde reicht. Und die soll so lang wie möglich sein, da ich nun so schön F-Schlepp geübt hatte, habe ich mir noch ein Ticket gegönnt.
Und dann gings los. Die SB5 musste andem Tag noch etwas warten, aber später kam sie mit Daniel auch noch in die Luft. Hier sitze ich also in froher Erwartung des Schleppflugzeuges harrend und kann's noch gar nicht glauben.
David, der die Szene mit Begeisterung beobachtet, verpasst mir grinsend den Zweitnamen Hanna und dann geht’s los.
Dieses schöne Bild von Daniel und Yeti hat Ellen vom Venloer Verein gemacht, während ich gerade von der Piper in die Luft gezogen werde.
Ja, und dann… eine Stunde pure Freude. Selbst als die doch recht graue Mulmthermik anfängt auszuflocken, steigt der Vogel brav weiter.
So ein Erlebnis, dieser Ausblick auf die blauweißen Knickflügel und dabei noch das Bild im Kopf, wie man den Flieger von aussen bewundert hat, dazu wunderbar ausgewogene Flugeigenschaften und ein sehr gutes Themikfühlen, es war einfach großartig.
Nach der Landung, die sich trotz der nicht wirkenden Bremskläppchen ganz leicht im Slip steuern ließ, war ich froh, daß der Rückholtrekker etwas länger gebraucht hat, bis er bei uns war.
Und dann durfte auch Yeti noch mal dieses Stück Flughistorie fliegen.
Wie man sieht, ist es für Sitzriesen schon etwas schwieriger, in dem Vogel eine passende Sitzposition zu finden, aber nachdem diverse Kissen und Sitzschalen raus waren, ging die Haube gerade so zu. Von den Instrumenten konnte er dann zwar teilweise nur noch die Hälfte sehen, aber viel gab es da eh nicht zu gucken.
Das war für uns beide ein unvergessliches Erlebnis.
Yeti durfte übrigens noch ein neues Muster in sein Flugbuch eintragen. Klaus hat ihn seine T 21 fliegen lassen.
Erst mal: Ordentlicher Startcheck mit Prüfung der Windverhältnisse:
Und dann geht’s los. Hier fliegen die Profis
Yeti hat dann auch noch vor Ort bei Klaus seinen VGC-Aufnahmeantrag abgegeben. So kann es kommen….
Es war wieder eine wunderbare Woche mit netten Menschen, tollen Flugzeugen und vielen Eindrücken bei einem unglaublich gastfreundlichen Verein in schöner Umgebung.
Danke an Yeti fürs helfen und an Stefan für den Flieger.
Nächstes Jahr findet das ganze in Finnland statt, ob wir das dahin auch schaffen ist doch sehr fraglich.
Aber ein nächstes Mal kommt bestimmt!
Bilder von Conni, Yeti und Ellen Stikkelbroeck